Gesteine
Verwendete Gesteine
Grundvoraussetzungen für jeden „Kugelstein“ sind:
seine Härte – er muss deutlich weicher als der Schleifer seinsein Gefüge – gleiche Eigenschaften in alle drei Raumrichtungen (Isotropie). Schiefer zum Beispiel ist aufgrund seiner flächigen Struktur nicht geeignetseine Homogenität – keine Klüfte. Am besten eignen sich bereits in einem Bach natürlich „vorbearbeitete“ Gesteine – alles, was lose werden könnte, ist schon entfernt
In früheren Zeiten, zur Hochblüte der Kugelmüllerei, wurde zwischen „gemeinen“ und „marmornen“ Kugeln unterschieden. „Gemeine“ Kugeln wurden aus Gesteinen wie Sandstein, Kalksandstein etc. aus der näheren Umgebung der Kugelmühlen erzeugt. Hauptgesteine für die „marmornen“ Kugeln waren damals polierfähige Kalksteine (im Volksmund gerne auch Marmor genannt) wie Adneter Kalk, Untersberger Kalk und ein schwarzer Kalkstein aus dem Wiestal bei Hallein.
Heute werden Kugeln ebenfalls aus den drei genannten Gesteinen produziert, daneben aber auch noch aus einer Vielzahl anderer Gesteine. In der Seehamer Kugelmühle werden natürlich auch die Gesteine des Teufelsgraben verarbeitet (Lithotamnienkalk, Nummulitensandstein) aber auch andere Gesteine aus der näheren und weiteren Umgebung wie Dachsteinkalk, Hierlatzkalk, Plassenkalk u. v. m. Exemplarisch werden einige historisch und auch aktuell häufig in der Kugelmühle im Teufelsgraben verwendete Gesteine dargestellt:
Nummulitensandstein und Lithotamnienkalk
Nummulitensandstein (rechts) und Lithotamnienkalk (links) – Gesteine aus dem Teufelsgraben; der graue, dichte, fossilreiche Lithotamnienkalk bildet die senkrechte Wand des Wildkarwasserfalles, oberhalb befindet sich die Zone des rotbraunen Nummulitensandsteins, welcher eine Vielzahl von Nummuliten (Skelette von Einzellern mit bis zu 2 cm Durchmesser) und andere Fossilien (Austern, Seeigel etc.) enthält. Der Nummulitensandstein lässt sich aufgrund seiner Porosität nicht polieren, er wird geölt.
Die Gesteine wurden in warmem Klima in einem seichten Meeresbereich abgelagert und finden sich entlang der Alpennordseite zwischen Vorarlberg und Oberösterreich in diskontinuierlichen Vorkommen. Alter der Gesteine: Eozän, 50–55 Millionen Jahre
Fischschiefer
„Fischschiefer“ aus dem Wiestal bei Hallein. Dieses Gestein (eigentliche Bezeichnung: Seefeld-Schichten) wurde und wird sehr gerne als Kugelstein verwendet, da es hervorragende mechanische Eigenschaften aufweist und gleichzeitig durch seine ausgeprägte Schichtung und dunkle Färbung gemeinsam mit den durchziehenden weißen Kalzitadern sehr attraktiv ist. Es handelt sich um eine bituminöse (reich an organischen Ölen) Lage innerhalb des sog. Hauptdolomites, welcher in der oberen Triaszeit in einer seichten Lagune gebildet wurde.
Bei stärkerem Gehalt an Tonmineralen nimmt das Gestein eine hellbeige Farbe an und verliert an Härte, bleibt dabei aber ähnlich attraktiv. Das Gestein kommt in relativ geringmächtigen Lagen vor und findet sich in Tirol und Salzburg. Alter der Gesteine: Obertrias, 205–210 Millionen Jahre
Adneter Kalk
Adneter Kalk, meist als „Marmor“ bezeichnet handelt es sich bei diesem Gestein um einen sehr bekannten, polierfähigen roten bis grauen Kalkstein meist aus den Steinbrüchen bei Adnet. Sehr beliebter Bau- und Dekorstein mit weiter Verbreitung. Es gibt von diesem Gestein jedoch auch viele weitere Vorkommen im Bereich des Alpenbogens (z. B. am Traunsee in Oberösterreich). Das Gestein besticht durch seine intensive Rotfärbung und die oft ausgeprägten schwarzen Manganhäutchen, welche für Lebhaftigkeit sorgen. Mitunter finden sich auch weiße, kalzitische Adern. Alter der Gesteine: Unterer Jura, um 190 Millionen Jahre
Untersberger Marmor
Untersberger „Marmor“ – wie beim Adneter Kalk handelt es sich auch hier um einen polierfähigen, dichten, brekziösen Kalkstein, welcher meist als Marmor bezeichnet wird. Das Gestein ist weiß bis rosa gefärbt und zeigt oft rote, punktförmige Einlagerungen, die ihm den Beinamen „Forellenmarmor“ bescherten. Der Abbau erfolgt an der Nordseite des Unterberges, wo auch aufgrund der hervorragenden Materialeigenschaften sehr früh bereits Kugelmühlen entstanden. Das Gestein wird im Bauwesen oft gemeinsam mit dem Adneter Kalk verwendet. Alter des Gesteins: Oberkreide/Paläozän, um 90–60 Millionen Jahre